DENKEN OHNE GELÄNDER 2019
»Wo die Gewalt in die Politik selbst eindringt, ist es um die Politik geschehen.« Hannah Arendt
Rund um den 27. Januar, den Tag der Befreiung von Auschwitz, lädt ein vielfältiges Programm zu einer Woche des Erinnerns und des Denkens ohne Geländer ein. Filme, Lesungen, Theaterstücke, Vorträge und Workshops regen dazu an, ins Gespräch über Toleranz, Gewalt und Wege des Miteinanders in der Gesellschaft zu kommen.
Veranstaltet von: Hochschule Magdeburg-Stendal, Theater der Altmark und Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
In Zusammenarbeit mit: KinderStärken e.V., Stadtarchiv der Hansestadt Stendal, Winckelmann-Gesellschaft e.V., Evangelische Stadtgemeinde Stendal, Uppstall-Kino Stendal, Miteinander e.V., Aktionsbündnis buntes Salzwedel, Jüdisches Forum für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V., Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt, SJD – Die Falken – Stendal
Gefördert von: Altmärkische Bürgerstiftung Hansestadt Stendal, Partnerschaften für Demokratie der Hansestadt Stendal und des Landkreises Stendal
DAS PROGRAMM
19. bis 27. Januar 2019
Samstag 19.1., 19.30 Uhr / Theater der Altmark, Großes Haus
CABARET
Musical von Kander und Ebb, Werkeinführung 19 Uhr und Nachgefragt 22 Uhr im Kaisersaal
Silvester 1929: Der junge amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw lernt in Berlin die attraktive Nachtclubsängerin Sally Bowles kennen. Ihre Beziehung wird überschattet vom aufkommenden Nationalsozialismus, der die weltoffene und tolerante Atmosphäre Berlins zunehmend vergiftet.
Montag 21.1., 10 Uhr / Stadtarchiv Stendal, Brüderstraße 16
JÜDISCHES KINDERLEBEN
Eröffnung der Woche »Denken ohne Geländer« mit Cornelia Habisch, Katrin Reimer-Gordinskaya und Wolf E. Rahlfs, Vortrag von Jutta Dick
Die Leiterin der Moses Mendelsohn Akademie Halberstadt Jutta Dick spricht über jüdisches Kinderleben und Schulwesen in Halberstadt, die ehemals bedeutende jüdische Halberstädter Gemeinde und ihre Vernichtung. Der Eintritt ist frei.
Montag 21.1., 19.30 Uhr / Theater der Altmark, Kleines Haus
AUFSPÜREN JAGEN ENTSORGEN – DIE SPRACHE DER NEUEN RECHTEN
Gastspiel und Nachgespräch im TdA-Format »Zeit.Zeugen« mit dem »theater MERIDIAN dresden«, eine Produktion des »projekttheaters dresden«
Ein Mittel der Radikalisierung des politischen Diskurses ist die Sprache. Im Theaterstück wird aufgezeigt, wie die Sprache der Neuen Rechten die Kommunikation, den Umgang miteinander und das Klima im öffentlichen Diskurs verändert.
Dienstag 22.1., 16 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal, Audimax
ANTISEMITISMUS HEUTE
Vortrag im Rahmen der Ringvorlesung
Levi Salomon, Koordinator des Jüdischen Forums für Demokratie und gegen Antisemitismus e.V., thematisiert Ursprünge des religiösen und rassistischen Antisemitismus sowie seine aktuellen Erscheinungsformen. Der Eintritt ist frei.
Dienstag 22.1., 18 Uhr / Wunder.Bar, Kleine Markthalle
DER JUNGE IM GESTREIFTEN PYJAMA
Filmvorführung mit anschließender Diskussion, ab 12 Jahren
Eine Freundschaft durch Stacheldraht - zwei Kinder, zwei Realitäten. Wie zeigt man den Holocaust auf der Leinwand? Studierende laden im Rahmen des TdA-Formates »Wunder.Bar« zu einem kritisch-interaktiven Gespräch über den Film ein. Der Eintritt ist frei.
Mittwoch 23.1., 16 Uhr / Startpunkt: Kleine Markthalle
SPURENSUCHE
Interaktiver Stadtrundgang auf den Spuren jüdischen Lebens in Stendal
Über 700 Jahre lebten in Stendal Menschen jüdischen Glaubens. Nach einem Kurzfilm von Studierenden und einer Einweisung durch Jacob Beuchel von der SJD »Die Falken Stendal« begeben sich die Teilnehmer mit einem interaktiven Stadtrundgang auf Spurensuche in der Hansestadt. Pro teilnehmender Gruppe wird ein Handy mit Internetverbindung und der installierten, kostenfreien App »Actionbound« benötigt. Der Rundgang ist kostenfrei.
Mittwoch 23.1., 19.30 Uhr und Donnerstag 24.1., 10 Uhr / Theater der Altmark, Kleines Haus
NSU-MONOLOGE
Gastspiel der Bühne für Menschenrechte mit Nachgespräch
Die NSU-Monologe sind dokumentarisches, wortgetreues Theater, mal behutsam, mal fordernd, mal wütend. Roh und direkt liefern sie intime Einblicke in den Kampf der Angehörigen der NSU-Opfer um Wahrheit und sind in Zeiten des Erstarkens von Rechtsextremismus von erschütternder Aktualität.
Donnerstag 24.1., 9 Uhr / Uppstall Kino Stendal
ELDORADO
Film von Markus Imhoof mit Nachgespräch, Workshops für Schüler mit Studierenden
Vor dem Hintergrund seiner persönlichen Begegnung mit dem italienischen Mädchen Giovanna, die im zweiten Weltkrieg flüchten musste, zeigt der Regisseur wie Geflüchtete heute behandelt werden, auf dem Mittelmeer, im Libanon, in Italien, in Deutschland und in der Türkei.
Donnerstag 24.1., 19 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal, Haus 3, Kellerraum
KINDER BILDER FLUCHT
Ausstellung, Vortrag und Gespräch mit Dozenten und Studierenden
Eine Einladung zum Perspektivenwechsel: Gemeinsam mit dem Publikum werden Zeichnungen geflüchteter Kinder betrachtet und diskutiert, die diese kurz nach ihrer Flucht im Jahr 2015 unter der Leitung des Berliner Künstlers Dieter Mammel gestaltet haben. Was lässt sich aus den Perspektiven der Kinder über deren Flucht erfahren? Wie wirken diese Bilder auf uns? Ein Abend über die vielfältigen Sichtweisen auf Flucht. Der Eintritt ist frei.
Freitag 25.1., 10-12 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal, Treffen im Audimax
RUBIN’S COLORS
Kinder-Uni als Workshop für Schüler und Informationsgespräch für Lehrkräfte
Studierende begleiteten den Künstler Hans Molzberger bei einem Projekt mit Salzwedler Schülern. Sein Künstlerfreund Rubin überlebte das Kinder-KZ und trug mit seinen bunten Glasschmetterlingen das Symbol der Hoffnung in die ganze Welt. Sie erinnern an die 1,5 Millionen Kinder, die von den Natio-nalsozialisten ermordet wurden. Der Workshop soll Kinder altersgerecht an das Thema Holocaust heranführen. Am Ende werden sie selbst ein Schmetterlingsmotiv kreativ gestalten.
Freitag 25.1., 10 Uhr und 19.30 Uhr / Theater der Altmark, Rangfoyer
RISSE IN DEN WÖRTERN (UA)
Klassenzimmerstück von Rike Reiniger, ab 16 Jahren, Werkeinführung 19 Uhr im Kaisersaal, Diskussionsrunde 20.30 Uhr im Kaisersaal
Suspendiert von seinem Einsatz als Gefreiter in Afghanistan, findet sich der 25-jährige Sascha wegen des Vorwurfes der schweren Dienstpflichtverletzung vor einer Kommission wieder. Seine Geschichte verzahnt sich mit dem Werk des Genthiner Schriftstellers Edlef Köppen, der durch die Erfahrungen des Ersten Weltkrieges zum überzeugten Pazifisten wurde und sich später gegen das Nazi-Regime stellte. Zitate aus seinem Weltkriegsroman »Heeresbericht« stellen überzeitliche Fragen über die Sinnhaftigkeit des Kriegs.
Samstag 26.1., 19.30 Uhr / Musikforum Katharinenkirche
UNTERSCHEIDUNGEN. ÜBER KOLLEKTIVGEWALT UND GEDÄCHTNIS
Vortrag und Gespräch
Prof. Dr. Dan Diner lehrte u.a. an den Universitäten in Jerusalem und Leipzig, wo er das Simon-Dubnow-Institut für jüdische Kultur und Geschichte gründete. Er spricht über den Holocaust als Zivilisationsbruch und dessen Erinnerung im Zeitalter von Postkolonialismus und Globalisierung. Das anschließende Gespräch moderiert Dr. Lutz Fiedler, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Selma Stern Zentrums für Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. Der Eintritt ist frei.
Sonntag 27.1., Stendal, Gardelegen, Salzwedel
GE(H)DENKEN
Weitere Gedenkveranstaltungen in der Altmark
Am Stendaler Friedhof Georgenstraße findet die Kranzniederlegung der Hansestadt Stendal für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Die Stadt Gardelegen führt in der Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune eine Gedenkveranstaltung durch. In Salzwedel sind Gedenkveranstaltungen am Mahnmal Ritzer Brücke und an der Gedenktafel des KZ-Außenlagers Neuengamme in der Gardelegener Straße geplant.
Sonntag 27.1., 17 Uhr / Musikforum Katharinenkirche
VERSÖHNUNG IN TÖNEN
Kammerkonzert mit Stipendiaten der Jütting-Stiftung, Einleitung mit Herbert Wollmann
Das nach Amerika emigrierte deutsch-polnische Ehepaar Eugenia und Hans Jütting fördert mit seinem Nachlass junge Nachwuchsmusiker aus Deutschland und Polen. Damit wollten sie ausgehend vom Gedenken auf die Verantwortung der Gegenwart verweisen. Karten für 50 Cent bis 5 Euro an der Abendkasse.
Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.