DENKEN OHNE GELÄNDER 2023

»VON DEM MOMENT AN HABE ICH MICH VERANTWORTLICH GEFÜHLT. DAS HEISST, ICH WAR NICHT MEHR DER MEINUNG, DASS MAN JETZT EINFACH ZUSEHEN KANN.« HANNAH ARENDT

 

Rund um den 27. Januar, den Tag der Befreiung von Auschwitz, lädt ein vielfältiges Programm zu einer Woche des Erinnerns und des Denkens ohne Geländer ein. Filme, Lesungen, Ausstellungen, Vorträge und Workshops regen dazu an, ins Gespräch über Toleranz, den Umgang mit Gewalt und Wege des Miteinanders in der Gesellschaft zu kommen. 

 

Veranstaltet von: 

Hochschule Magdeburg-Stendal, Theater der Altmark und Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt in der Trägerschaft der Altmärkischen Bürgerstiftung Hansestadt Stendal

In Zusammenarbeit mit: 

Stadtarchiv der Hansestadt Stendal, Initiative »Herz statt Hetze« Stendal, Evangelische Stadtgemeinde Stendal, Hansestadt Stendal, Uppstall-Kinos Stendal, Freiwilligen-Agentur Altmark e.V., Polizeiinspektion Stendal, Institut für demokratische Kultur, Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage Markgraf-Albrecht-Gymnasium Osterburg, Prignitz-Museum Havelberg, Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen, Moses Mendelsohn Akademie Halberstadt, Staatskanzlei Magdeburg, Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam, RIAS Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus Berlin

Gefördert von: 

Landesprogramm »Demokratie, Vielfalt und Weltoffenheit« Sachsen-Anhalt und Partnerschaften für Demokratie der Hansestadt Stendal und des Landkreises Stendal 

DAS PROGRAMM

12. bis 30. Januar 2023

 

Alle Veranstaltungen unterliegen den jeweils geltenden Hygienebestimmungen. Corona bedingte Änderungen, Absagen und digitale Varianten werden über www.denken-ohne-gelaender.de bekannt gemacht.

Donnerstag 12.1. und 19.1. / Centrum Judaicum und Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen

JÜDISCHES LEBEN IN DER DDR UND OSTDEUTSCHE ERINNERUNGSARCHIVE

Exkursionen mit Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal

In der DDR waren jüdische Überlebende eine kleine Minderheit. Wie jüdische Traditionen innerhalb und außerhalb der wenigen wiedergegründeten Gemeinden auch angesichts von Antisemitismus über mehrere Generationen bis zur Wende behauptet und gestaltet wurden, rekonstruieren Studierende der Angewandten Kindheitswissenschaften im Centrum Judaicum. Mit Andreas Froese erkunden sie in der Gedenkstätte Isenschnibbe, wie sich Erinnerungskulturen in der DDR und der Wendezeit bis heute verändert haben.


Freitag 20.1., 10-12 Uhr / Kinderuni, Campus Stendal

WO IST ANNE FRANK?

Workshop von Studierenden der Hochschule Magdeburg-Stendal für Kinder ab 6. Klasse

Kitty, die Tagebuchfreundin von Anne Frank, steht im Zentrum einer Graphic Novel von Ari Folman aus dem Jahr 2021. Im Workshop können sich Kinder durch die Figur der mutigen Kitty mit der Bedeutung von Verfolgung und Flucht für Kinder in Geschichte und Gegenwart auseinandersetzen. Anmeldungen unter info@kinderuni-stendal.de.


Samstag 21.1., 19.30 Uhr / Theater der Altmark, Uppstall-Kaufhaus

DER REICHSBÜRGER

von Annalena und Konstantin Küspert, Gastspiel des Deutsch-Sorbischen Volkstheaters Bautzen

Wilhelm S., der sympathische Herr im Anzug, hält in Stendal einen anschaulichen Vortrag zum Thema »Selbstverwaltung. Wege in die Unabhängigkeit«. Doch schon bald beschleicht den Zuhörer Unbehagen. Das Theaterstück entlarvt die perfiden Argumentationsmechanismen der sogenannten Selbstverwalter und fragt: Wie verführbar sind wir? Es spielt Marian Bulang in der Regie von Stefan Wolfram. Kostenfreie Karten an der Theaterkasse oder unter 03931 – 635 777.


Sonntag 22.1., 11 Uhr / Prignitz-Museum am Dom Havelberg

ZEUGNISSE JÜDISCHER GESCHICHTE IN DER ALTMARK UND PRIGNITZ

Bildvortrag und Führung mit Antje Reichel

Museumsleiterin Antje Reichel zeigt Objekte im Dom und im Museum und spricht über regionale Zeugnisse des friedlichen Zusammenlebens, der Schutzregelungen, der Pogrome, der Verfolgung und Vernichtung. Der Eintritt ist frei. Mitfahrgelegenheit anbieten oder anfragen unter 039322 – 21 07 90.


Montag 23.1., 10 Uhr / Theater der Altmark, Kaisersaal oder Schule

DER ÜBERAUS STARKE WILLIBALD

von Willi Fährmann, Lesung für Kinder ab 8 Jahren

In einem großen grauen Haus lebt ein munteres Mäuserudel. Doch eines Tages schleicht eine große Katze um das Haus. Der überaus starke Willibald nutzt die Angst vor der Katze, um sich zum Boss des Mäuserudels aufzuschwingen, und fordert Gehorsam. Nur die kleine Lillimaus wagt Kritik, wofür sie in die Bibliothek verbannt wird. – Mit seiner Mäusefabel erzählt Willi Fährmann in kindgerechten Worten, wie eine Diktatur entsteht. Der Eintritt ist frei. Anmeldungen für Gruppen/Schulklassen unter schule@tda-stendal.de.


Montag 23.1., 17 Uhr / Wandelhalle im Stendaler Stadthaus Markt 14/15 

TRADITIONELL WELTOFFEN?

Ausstellungseröffnung der Hansestadt Stendal und der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt

Die Ausstellung zu multikulturellen Perspektiven Sachsen-Anhalts in Geschichte und Gegenwart entstand in Zusammenarbeit der Landeszentrale für politische Bildung, des Landesheimatbundes e.V. und der Landesvereinigung kulturelle Kinder- und Jugendbildung e.V. – Sie stellt wichtige Persönlichkeiten und historische Ereignisse im Handel, Wissens- und Kulturaustausch vor, zeigt Sichtweisen und Handlungsmuster auf und reflektiert den Umgang mit Tradition, Toleranz und Weltoffenheit. Geöffnet bis zum 23.2. Mo und Mi 7 – 16 Uhr, Di und Do 7 – 18 Uhr sowie Fr 7 – 13 Uhr. Anmeldung Schulgruppen unter 039322 – 21 07 90.


Montag 23.1., 19 Uhr / Stendaler Stadtbibliothek 

EICHMANN IN JERUSALEM 

Vortrag von Dr. Lutz Fiedler zu Hannah Arendt

Als Adolf Eichmann 1961 in Israel wegen seiner maßgeblichen Täterschaft bei der systematischen Ermordung von Juden und Jüdinnen vor Gericht stand, wurde Hannah Arendt als journalistische Prozessbeobachterin beauftragt. Ihr Bericht erschütterte die Welt und löste nicht nur wegen des Begriffs der »Banalität des Bösen« heftige Kontroversen aus. Dr. Lutz Fiedler vom Moses Mendelssohn Zentrum Potsdam hat ihren Text noch einmal gelesen und stellt mit aktuellem Blick heraus, was Hannah Arendt über jüdische Politik und internationale Strafgerichtsbarkeit nach dem Holocaust reflektierte. Eintritt frei.


Dienstag 24.1., 11.45 Uhr / Markgraf-Albrecht-Gymnasium Osterburg, Multifunktionsraum

DEMOKRATIE, IDENTITÄT UND PLURALITÄT

Präsentation von Arbeitsergebnissen einer Schulprojektarbeit

Schüler*innen verschiedener Jahrgangsstufen des Markgraf-Albrecht-Gymnasiums in Osterburg, Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, befassen sich schulintern und im Austausch mit Schüler*innen des Jahn-Gymnasiums Salzwedel mit der Vereinbarkeit von Demokratie, Identität und Pluralität. Anhand von themenspezifischen Interview-Fragen soll eine Debatte über kulturelle und nationale Identitätsprobleme angestoßen werden, welche in einem Kreativprodukt, z.B. einem Podcast, mündet. Das Ergebnis wird durch die Schüler*innen vorgestellt und im Plenum mit Gästen diskutiert.


Dienstag 24.1., 19 Uhr / Stadtarchiv Stendal

DIE STENDALER JUDENORDNUNG VON 1297

Vortrag mit Jutta Dick, Ina Nitzsche und der Stendaler Geschichtswerkstatt 

Die Geschichtswerkstatt der Initiative »Herz statt Hetze« und das Stadtarchiv werden das Zusammenleben von jüdischen und nichtjüdischen Menschen in verschiedenen Zeitepochen thematisieren und haben dazu Jutta Dick, Direktorin der Moses Mendelssohn Akademie Halberstadt, eingeladen. Die Urkunde »Stendaler Judenordnung« von 1297 der Markgrafen Otto und Konrad ist die älteste bekannte urkundliche Erwähnung von Juden und Jüdinnen in Stendal sowie der Mark Brandenburg. Eintritt frei.


Mittwoch 25.1., 8 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal, Polizeiinspektion Stendal

ANTISEMITISMUS IN EINER HETEROGENEN GESELLSCHAFT 

Fortbildung für Polizeibeamte mit Prof. Katrin Reimer-Gordinskaya (Hochschule Magdeburg-Stendal) 

und Raphael Hoffmann (Bundesverband RIAS e.V.)

Wenn von Vielfalt die Rede ist, gilt Ostdeutschland oft als Ausnahme. Dabei haben die Menschen auch hier verschiedene Erfahrungshintergründe und Zugehörigkeiten. So gibt es Beispiele eines guten Miteinanders sowie Vorurteile und Diskriminierung bis hin zu strafrechtlich relevanten Angriffen. In der Fortbildung geht es um aktuellen Antisemitismus und dessen Entwicklungslinien. Ziel ist es, unterschiedliche Formen von Antisemitismus zu erkennen, polizeilich angemessen zu reagieren und mit Betroffenen richtig umgehen zu können.


Mittwoch 25.1., 19.30 Uhr / Kunstplatte Stendal-Stadtsee

von Rike Reiniger, mit Publikumsgespräch

Das als Klassenzimmerstück konzipierte Schauspielsolo des Theaters der Altmark erzählt von der Freundschaft zweier Boxer, die im Nationalsozialismus nicht bestehen durfte. Es beruht auf der Lebensgeschichte von Johann Wilhelm »Rukeli« Trollmann, der in den 1930er Jahren zum besten deutschen Boxer aufstieg. Als Boxer gefeiert, als Sinto verfehmt, wurde er in das KZ Neuengamme deportiert und 1944 im Außenlager Wittenberge ermordet. – Nach der Vorstellung können Publikumsfragen mit Dramaturgin Sylvia Martin und Schauspieler Paul Worms diskutiert werden. Kostenfreie Karten an der Theaterkasse oder unter 03931 – 635 777.


Donnerstag 26.1., 19.30 Uhr / Kleine Markthalle Stendal

ZEIT.ZEUGEN – KRIEG, KULTUR UND MYTHOS

Gesprächsrunde mit dem ukrainischen Dramatiker und Theatermacher Pavlo Arie und dem Journalisten und Autor Manfred Quiring

Der Angriffskrieg auf die Ukraine wirft aktuell viele Fragen auf und provoziert verschiedene Sichtweisen. Eine zentrale Rolle für die russische Rechtfertigung spielen historische Narrative, die auch in westlichen Gesellschaften verfangen. Ebenso ist die Zerstörung von ukrainischer Identität und Kultur wichtiger Teil der russischen Kriegsführung. Im Gespräch mit Pavlo Arie und Manfred Quiring soll versucht werden, russische Geschichtsmythen zu dekonstruieren und die identitätsstiftende Kraft der ukrainischen Kultur in den Fokus zu rücken. – Kostenfreie Karten an der Theaterkasse oder unter 03931 – 635 777. 


Freitag 27.1., 10 Uhr / Uppstall-Kinos Stendal

WHERE IS ANNE FRANK?

Sondervorführung des Trickfilms von Ari Folman mit Einführung und Gespräch für Schulklassen ab 7. Klasse

An einem stürmischen Morgen des Jahres 2019 lässt ein Unwetter in Amsterdam das Glas der Museumsvitrine zerspringen, in dem sich das Tagebuch von Anne Frank befindet. Die Tinte zerläuft und ein sommersprossiges Mädchen mit einem widerspenstigen roten Haarschopf erscheint. Es ist Annes Freundin Kitty, die sich in einer ihr völlig fremden Welt wiederfindet. Als sie die Nöte von geflüchteten Kindern heute kennenlernt, beschließt sie einzugreifen. Eintritt frei. Anmeldung unter katrin.reimer@h2.de.


Freitag 27.1, 18 Uhr / Rathaus der Hansestadt Havelberg

VON DER ZUKUNFT DER ERINNERUNG

Gedenkveranstaltung mit Vortrag und Musik anlässlich des Tages des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus

Die Stadt Havelberg, der Standälteste der Elb-Havel-Kaserne und das Pfarramt der Evangelischen St.-Marien-St.-Laurentius-Gemeinde laden ein, gemeinsam der Opfer nationalsozialistischer Gewaltherrschaft zu gedenken. Es sprechen Mathias Bölt, Bürgermeister der Hansestadt Havelberg, und Teja Begrich, Pfarrer am Dom zu Havelberg. Dr. Wolfgang Schneiß, Ansprechpartner für jüdisches Leben in Sachsen-Anhalt und gegen Antisemitismus, hält einen Vortrag zum Thema »Von der Zukunft der Erinnerung«. Musikalisch wird die Veranstaltung vom Heeresmusikkorps Neubrandenburg begleitet.


Freitag 27.1. / Stendal, Gardelegen und Salzwedel

GE(H)DENKEN 

Gedenkveranstaltungen in der Altmark 

Am Tag der Befreiung von Auschwitz finden in der Altmark weitere Gedenkveranstaltungen statt.


Samstag 28.1., 19 Uhr / Cordatussaal am Stendaler Dom St. Nikolaus 

MEINEN APFELSTRUDEL SOLLTEN SIE SICH NICHT ENTGEHEN LASSEN

Autorenlesung mit Michael G. Fritz und Gespräch

Immer schwingen die Geschichte Europas und Deutschlands, die familiären Lebensläufe im Hinter- oder Vordergrund mit, wenn Michael G. Fritz mit seiner feinen Prosa von Menschen erzählt, die er bei seinen vielen Reisen durch Israel kennenlernte. Jenseits abstrakter Projektionen weitet er den Blick auf das Land und rüttelt an plakativen Narrativen. Er folgt der Einladung der Stendaler Initiative »Herz statt Hetze«, die im Nachgespräch zu Fragen an den Autor und zur Aufklärung über Israelkritik und Antisemitismus einlädt. Eintritt frei.


Sonntag 29.1., ab 11 Uhr / Gedenkstätte Feldscheune Isenschnibbe Gardelegen

NACHWIRKUNGEN

Rundgang Außengelände und Besuch der Ausstellung im Dokumentationszentrum

Unter Beteiligung von Angehörigen der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienstes, des Volkssturms und weiterer NS-Organisationen wurden am 13. April 1945 in einer Feldscheune in Isenschnibbe bei Gardelegen 1016 KZ-Häftlinge grausam ermordet. Andreas Froese, Leiter der Gedenkstätte, lädt von 11 bis ca. 12.30 Uhr zu einer begleiteten Besichtigung des Außengeländes und der Dauerausstellung »Gardelegen 1945. Das Massaker und seine Nachwirkungen« ein. Im Anschluss 13 bis 17 Uhr ist das Dokumentationszentrum für das individuelle Besuchspublikum und für Gruppen geöffnet. Eintritt frei. https://gedenkstaette-gardelegen.sachsen-anhalt.de


Sonntag 16.4., 15 Uhr und Montag 17.4., 10 Uhr

Theater der Altmark, Kaisersaal


VÖLLIG MESCHUGGE?! 

Lesung und Werkstattgespräch zur Graphic Novel mit der Zeichnerin Melanie Garanin / ab 12 Jahren

Das ohnehin nicht einfache Teenagerleben von Charly, Hamid und Benny gerät ganz schön durcheinander, als Benny den Davidstern seines Opas trägt und allen bewusst wird, dass er Jude ist. Und Hamid ist Moslem! Schlagartig sprudeln aus den Jugendlichen die tradierten Ressentiments der Erwachsenenwelt – doch sie kämpfen um ihre Freundschaft. »Völlig meschugge?!« entstand nach einem Drehbuch von Andreas Steinhöfel. Eine gemeinsame Veranstaltung der Hochschule Magdeburg-Stendal und des Theaters der Altmark. Kostenfreie Karten an der Theaterkasse oder unter 03931 – 635 777; Anmeldungen für Gruppen/Schulklassen unter schule@tda-stendal.de.


Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.