DENKEN OHNE GELÄNDER 2018

»Gewalt beginnt, wo Reden endet.« Hannah Arendt 

 

Rund um den 27. Januar, den Tag der Befreiung von Auschwitz, lädt ein vielfältiges Programm zu einer Woche des Erinnerns und des Denkens ohne Geländer ein. Filme, Lesungen, Theater, Vorträge und Workshops regen dazu an, ins Gespräch über Toleranz, Gewalt und Wege des Miteinanders in der Gesellschaft zu kommen. 

 

Veranstaltet von: Hochschule Magdeburg-Stendal, Theater der Altmark und Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt 

In Zusammenarbeit mit: KinderStärken e.V., Danneil-Museum Salzwedel, Stadtarchiv der Hansestadt Stendal, Winckelmann-Gesellschaft e.V., Evangelische Stadtgemeinde Stendal, Uppstall-Kino Stendal, Kunstplatte e.V., Kunst- und Musikschule Stendal, Miteinander e.V., Aktionsbündnis buntes Salzwedel

Gefördert von: Bürgerstiftung Stendal, Partnerschaften für Demokratie der Hansestadt Stendal und des Landkreises Stendal

DAS PROGRAMM

22. bis 28. Januar 2018

Montag 22.1., 10 Uhr / Stadtarchiv Stendal, Brüderstraße 16 

ZWISCHEN VERGESSEN UND ERINNERUNG 

Eröffnung der Woche »Denken ohne Geländer« mit Cornelia Habisch, Katrin Reimer-Gordinskaya und Alexander Netschajew, Vortrag von Ulrich Kalmbach 

Ulrich Kalmbach vom Danneil-Museum für Regionalgeschichte Salzwedel spricht über die Stätten des Gedenkens in der westlichen Altmark, über den Umgang mit den Menschheitsverbrechen nach 1945 und über Gedenkkultur angesichts des wachsenden Abstandes zu den historischen Ereignissen und Veränderungen in der Gesellschaft. Der Eintritt ist frei.


Montag 22.1., 18 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal, Breite Straße 63, Raum 0.01

ZURÜCK IN DIE ZUKUNFT

Vortrag und Gespräch über die scheinbare Attraktivität des Rechtspopulismus

Vor einem Jahr machte ein Politiker von sich reden, indem er eine erinnerungspolitische Kehrtwende um 180 Grad forderte. Neu ist das nicht, Schlussstrichforderungen werden seit dem Ende des 2. Weltkriegs erhoben. Und auch andere Weltbilder der Rechtspopulisten greifen in die Vergangenheit zurück, um in der Gegenwart Zukunft zu gestalten. Worum geht es ihnen dabei? Und stimmen Menschen diesen Ideen zu, wenn sie AfD wählen, oder erhoffen sie sich etwas anderes? Es werden Forschungsergebnisse aus der Region präsentiert und zur Diskussion gestellt. Der Eintritt ist frei.


Dienstag 23.1., 15 Uhr / Eine-Welt-Laden im Gemeindezentrum am Stendaler Dom

AKTE STEIN 

Eröffnung des Hörstückes über das Schicksal der Familie Stein

Im Rahmen der Ausstellung »Lasst es ruhn!? – Salzwedel im Nationalsozialismus« im Danneil-Museum erarbeitete Ulrich Kalmbach 1998 zusammen mit Schauspielern des Theaters der Altmark und Musik von Kantor Matthias Böhlert ein kurzes Hörstück aus originalen Dokumenten über die gescheiterten Auswanderungsbemühungen der jüdischen Familie Stein aus Salzwedel, das nun Dienstag bis Donnerstag von 15-17.30 Uhr im Eine-Welt-Laden zu hören ist.


Dienstag 23.1., 16 Uhr, Landratsamt Salzwedel

… UNMÖGLICH, DIESEN SCHRECKEN AUFZUHALTEN

Die medizinische (Nicht-)Versorgung im Frauen-KZ Ravensbrück, Ausstellungseröffnung mit Dr. Christl Wickert 

Die SS hatte Häftlinge aus Ost- und Westeuropa als medizinisches Personal eingesetzt, das ohne ausreichende Medikamente und Verbandsmaterial arbeiten musste. Nach dem Krieg beurteilten Überlebende ihre Arbeit unterschiedlich. Neben der Anerkennung ihres Einsatzes für die Mithäftlinge wurden sie u.a. auch für die Nichtbehandlung von Kranken, Selektionen und Tötungen mitverantwortlich gemacht.


Dienstag 23.1., 19.30 Uhr / WunderBar in der Kleinen Markthalle

EMPFÄNGER UNBEKANNT

Als Gast der »WunderBar« liest Alexander Netschajew aus dem Briefroman von Kathrine Kressmann Taylor

Der deutsche Martin Schulze und der amerikanische Jude Max Eisenstein betreiben in San Francisco gemeinsam eine Kunstgalerie. Als Schulze 1932 mit seiner Familie nach Deutschland zurückkehrt, beginnt ein reger Gedankenaustausch mit Eisenstein, der bald erkennen muss, wie schnell sich sein Freund vom erstarkenden Hitler-Regime vereinnahmen und korrumpieren lässt. Der Briefroman entstand 1938 und ist von beklemmender Aktualität. Elke Heidenreich: »Nie wurde das zersetzende Gift des Nationalsozialismus eindringlicher beschrieben.« Im Anschluss kann man in der »Denken-Lounge« ins Gespräch kommen oder ein Interview mit Hannah Arendt anschauen.


Mittwoch 24.1., 10 Uhr / Uppstall Kino Stendal

SARAHS SCHLÜSSEL

Französisch-britischer Kinofilm von 2012

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von 2006 der Schriftstellerin und Journalistin Tatjana de Rosnay. Im Sommer 1942 wird die zehnjährige Sarah zusammen mit ihren Eltern von der französischen Polizei deportiert. Als ihr die Flucht gelingt, ist sie getrieben von dem Wunsch, ihren kleinen Bruder zu retten, den sie zu Hause in einem Wandschrank versteckt hat. Im Jahre 2009 recherchiert die amerikanische Journalistin Julia in Paris zum Holocaust und erfährt, wie die Familie ihres Mannes mit Sarahs Geschichte verknüpft ist.


Mittwoch 24.1., 14 Uhr / Kunstplatte Stendal Stadtsee

BILDER IM KOPF

Workshop und Ausstellung

Jeder hat eigene Vorstellungen von Wörtern wie »Familie«, »Angst« oder »Deutschland« und bestimmte Bilder dazu im Kopf. Diese Ideen können kreativ zum Ausdruck gebracht werden. Kinder und Erwachsene sind herzlich eingeladen zum gemeinsamen Malen, Basteln und Gestalten. Die Ergebnisse werden miteinander besprochen und unter der Voraussetzung des Einverständnisses ausgestellt. Die Teilnahme ist kostenlos.


Donnerstag 25.1., 10-17 Uhr, Hochschule Magdeburg-Stendal, Haus 1, Raum 1.01 

DIE NEHMEN UNS DIE ARBEIT WEG

Argumentationsworkshop zum Thema »Rassismus und Verteilungskämpfe« 

Im Workshop mit Frauke Büttner und Wiebke Eltze von »Gegenargument« wird die Ethnisierung von Konkurrenz thematisiert. Es werden Sachargumente, Zusammenhänge und Wertungen sowie rechte und rechtspopulistische Argumentationsmuster analysiert. Die Teilnehmer erarbeiten sich ihren persönlichen Standpunkt und erproben, ihn argumentativ zu vertreten. 


Freitag, 26.1., 10-12 Uhr, Hochschule Magdeburg-Stendal, Aula

CHIKA – DIE HÜNDIN AUS DEM GHETTO

Kinderuni mit Bilderbuch und Filmvorführung 

Eine Geschichte über Freundschaft, Trennung und Wiedersehen. Mikash und Chika sind unzertrennlich. Doch ihr gemeinsames Leben wird auf eine harte Probe gestellt. Um zu überleben, müssen sie sich trennen. Werden sie sich wiederfinden? Zuneigung, Trennungsschmerz und Wiedersehensfreude werden in dem Bilderbuch und Film, die gemeinsam angeschaut und besprochen werden, thematisiert. In dieser Kinderuni lebt eine Geschichte auf, die sich so zugetragen haben könnte und die, anders als es in der Wirklichkeit oft war und ist, glücklich ausgeht.


Freitag, 26.1., 10-12 Uhr, Hochschule Magdeburg-Stendal, Aula

WIE SAG ICH’S (M)EINEM KIND?

Workshop für Eltern, Studierende und pädagogische Fachkräfte

Die Psychologin und Erziehungswissenschaftlerin Batsheba Dagan hat den Holocaust überlebt und hält die Erinnerung an das Geschehene wach, auch und gerade im Gespräch mit Kindern. Ihr Bilderbuch »Chika – die Hündin aus dem Ghetto« erzählt von dem Jungen Mikash, der mit seiner Familie in einem Versteck überlebt. 2016 ist dazu ein Trickfilm entstanden. Beide Medien werden angeschaut und daraufhin diskutiert, wie sie Kindern nahegebracht werden können. Die Teilnahme ist begrenzt.


Freitag 26.1., 19.30 Uhr / Theater der Altmark, Großes Haus

FABIAN 

Die Geschichte eines Moralisten. Schauspiel nach dem Roman von Erich Kästner, 19 Uhr Einführung im Kaisersaal

In Kneipen, Ateliers und Bordellen sucht Fabian nach dem Glück und beobachtet den Tanz auf dem Vulkan einer zugrunde gehenden Gesellschaft. Erich Kästners 1931 erschienener Roman ist eine provokante Großstadtsatire und erschreckend aktuelle Gesellschaftsanalyse zugleich. Wie der Autor 20 Jahre später schrieb, sollte er »vor dem Abgrund warnen, dem sich Deutschland näherte und … mit allen Mitteln in letzter Minute Gehör und Besinnung erzwingen«. 


Samstag 27.1., Stendal, Gardelegen, Salzwedel

GE(H)DENKEN

Weitere Gedenkveranstaltungen in der Altmark 

Am Stendaler Friedhof Georgenstraße findet um 11 Uhr die Kranzniederlegung der Hansestadt Stendal für die Opfer des Nationalsozialismus statt. Die Stadt Gardelegen führt in der Gedenkstätte Isenschnibber Feldscheune eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Nationalsozialismus durch. In Salzwedel gibt es die Kranzniederlegung am Mahnmal Ritzer Brücke und die Gedenkveranstaltung an der Gedenktafel des KZ-Außenlagers Neuengamme in der Gardelegener Straße. In der Kluhs St. Marien Salzwedel werden Berichte von Überlebenden gelesen.


Samstag 27.1., 17 Uhr / Theater der Altmark, Kleines Haus

EIN KÄNGURU WIE DU

Familienstück von Ulrich Hub / ab 8 Jahren

Schwul sein?! Das geht ja mal gar nicht, denken sich Pascha und Lucky. Doch dann begegnen sie Django, einem boxenden Känguru, das jeden Kampf gewinnt und ein ziemlich cooler Typ zu sein scheint. Schnell entwickelt sich zwischen ihnen eine Freundschaft, die Luckys und Paschas Ansichten ganz schön ins Wanken bringt und einmal mehr zeigt, wie schnell man sich in Ängsten, falschen Vorurteilen und Gerüchten verirren kann.


Samstag 27.1., 19.30 Uhr / Musikforum Katharinenkirche

MUSIKALISCHE RINGPARABEL

Konzert mit Larry Porter und seinem Jazz-Trio

Der Pianist, Komponist und Rebab-Spieler Larry Porter ist ein Global-Player im doppelten Sinne. Seine Lebens- und Arbeitsstationen in Ohio, Boston, München, Berlin, Afghanistan, Indien, New York, Paris, Prag, Tokio und Spanien beeinflussen sein musikalisches Schaffen. Für »Nathan der Weise« am Theater der Altmark entwickelte er eine eigene Bühnenmusik, in der sich die großen Weltreligionen trafen. Ausgehend von diesen Ideen spielt er nun mit seinem Berliner Jazz-Trio ein Gedenkkonzert im Sinne der Versöhnung unterschiedlicher Kulturen. Kostenfreie Karten sind an der Theaterkasse Karlstraße, im Altmärkischen Museum oder in der Tourist-Information erhältlich.


Sonntag 28.1., 15 Uhr / Kleine Markthalle 

WER BIN ICH UND WER WAR ICH?

Poetry-Slam und Gespräch zu »Heimische Fremde – Fremde Heimat«

Flucht war damals und ist heute das Schicksal vieler Menschen, wie ein dialogischer Poetry-Slam eingangs eindrücklich zeigt. Auch in Stendal leben Menschen, die schon lange heimisch sind und solche, die aus der Fremde, die ihre Heimat war, geflohen und hier angekommen sind. Was bedeuten das Verlassen der Heimat und das Ankommen in der Fremde, die für andere Heimat ist, für ihre Identität und Zugehörigkeit? Darüber sprechen vier geladene Gäste untereinander und mit dem Publikum. Eingeladen sind alle, die in Stendal leben, arbeiten oder studieren.


Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.