DENKEN OHNE GELÄNDER 2017

»Nicht der Mensch bewohnt diesen Planeten, sondern Menschen. Die Mehrzahl ist das Gesetz der Erde.« Hannah Arendt

 

Rund um den 27. Januar, den Tag der Befreiung von Auschwitz, lädt ein vielfältiges Programm zu einer Woche des Erinnerns und des Denkens ohne Geländer ein. Filme, Lesungen, Theater und Vorträge regen dazu an, ins Gespräch über Toleranz, Gewalt und Wege des Miteinanders in der Gesellschaft zu kommen.

 

Veranstaltet von: Theater der Altmark, Hochschule Magdeburg-Stendal und Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt.

In Zusammenarbeit mit: Evangelische Stadtgemeinde Stendal, Stadtarchiv der Hansestadt Stendal, Winckelmann-Gesellschaft e.V., KinderStärken e.V., Kreismuseum Osterburg, Stadtbibliothek Stendal, Uppstall-Kino Stendal, Bündnis für Demokratie und Weltoffenheit im Landkreis Stendal, Kunstplatte e.V., Miteinander e.V., Aktionsbündnis buntes Salzwedel.

Gefördert von: Partnerschaften für Demokratie der Hansestadt Stendal

DAS PROGRAMM

23. bis 29. Januar 2017

Montag 23.1.2017, 10 Uhr / Stadtarchiv Stendal, Brüderstraße 16

JÜDISCHES LEBEN IN STENDAL

Eröffnung der Woche »Denken ohne Geländer« mit Katrin Reimer-Gordinskaya, Alexander Netschajew und Cornelia Habisch, Vortrag über Dokumente jüdischen Lebens im Stendaler Stadtarchiv mit Ina Nitzsche

Im Stadtarchiv finden sich auch Dokumente über das Leben jüdischer Bürgerinnen und Bürger. Ina Nitzsche, Bibliothekarin im Stadtarchiv Stendal, gewährt Einblick in ausgewählte Materialien. Außerdem wird über Recherchemöglichkeiten informiert. Die kostenlose Veranstaltung richtet sich an Studierende, Lehrende und alle Interessierten.


Montag 23.1.2017, 10 Uhr, Freitag 27.1.2017, 10 Uhr & Sonntag 29.1.2017, 18 Uhr / Theater der Altmark Rangfoyer, Karlstraße 6

ANNE FRANK

Theaterstück nach dem Tagebuch der Anne Frank / ab 14 Jahren

Anne Frank, die von Juli 1942 an zwei Jahre lang in einem Versteck überlebte, wurde im August 1944 verraten und mit ihrer Familie ins KZ deportiert. Nur ihr Vater Otto überlebte. Zurück in Amsterdam entdeckt er das Tagebuch seiner Tochter und beginnt zu lesen … Die kostenlosen Vormittagsvorstellungen mit anschließendem Gespräch richten sich vor allem an Schulklassen. Die Abendvorstellung ist kostenpflichtig.


Montag 23.1.2017, 17.30 Uhr Kino für Kenner & Dienstag 24.1.2017, 10 Uhr für Schulklassen / Uppstall-Kino Stendal, Uppstall 4

IM LABYRINTH DES SCHWEIGENS

Filmvorführung mit anschließender Diskussion

Das deutsche Filmdrama von 2014 befasst sich mit der juristischen Aufarbeitung des Holocaust im Westdeutschland der 1950er Jahre. Als der junge Staatsanwalt Johann Radmann auf eine Liste von SS-Verbrechern stößt, setzt er sich vehement für deren strafrechtliche Verfolgung ein. Doch bis es 1963 endlich zum Auschwitzprozess kommt, müssen er und der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer gegen zermürbenden Widerstand ankämpfen. Karten für den 23.1. erhalten Sie zu einem Vorzugspreis von 5 € an der Kinokasse, die Filmvorführung für Schulklassen ist kostenfrei.


Dienstag 24.1.2017, 18 Uhr / Stadtbibliothek Stendal, Mönchskirchhof 1

DIE FRAU AN SEINER SEITE

Szenische Lesung zur Rolle der SS-Frauen

Die Lesung über Männerkarrieren und weibliche Verstrickungen im Nationalsozialismus entstand im Auftrag der Gedenkstätte »Haus der Wannsee-Konferenz«. Juristisch wurden Ehefrauen, Geliebte und Freundinnen von SS-Männern nicht belangt, obwohl sie zu Mittäterinnen wurden. Worin bestanden ihr Mitwissen und ihr Mittun? Die Berliner Schauspielerinnen Sabine Werner, Inga Dietrich und Antje Widdra bringen Lebenswege einzelner Frauen, ihre Sicht der Dinge im Nationalsozialismus und nach Kriegsende sowie die Beschreibung der inneren Struktur der SS ins Bewusstsein. Der Eintritt ist frei. 


Mittwoch 25.1.2017, 10 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal Raum 008, Breite Straße 63

RECHTSPOPULISMUS

Lehrerfortbildung mit Andreas Speit

Sie sind auf dem Vormarsch. In ganz Europa beeinflussen rechtspopulistische Parteien und Bewegungen die Politik. Antiliberale Stimmen sind längst lauter geworden. Seit Jahrzehnten arbeiten Netzwerke an einer Partei rechts von der Union. Ein Kulturkampf der sich in der Auseinandersetzung um die Flüchtlings- und Asylpolitik verschärft hat. In der Fortbildung werden die zentralen Akteure benannt, ihre politischen Verbindungen und ideologischen Traditionen hinterfragt. Zentrale Argumentationen werden mit Originalvideos von Reden und Auftritten, sowie mit Musik und Publikationen reflektiert. 


Mittwoch 25.1.2017, 17 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal Aula (Haus 1) Osterburger Straße 25

OHNE ORT IN DER WELT

Hannah Arendt über Flüchtlinge und Staatenlosigkeit, Vortrag von Elisabeth Gallas

In Anbetracht der Flüchtlingskatastrophe der Zwischenkriegszeit sowie der Vertreibung und Vernichtung der Juden in Europa während des Nationalsozia-lismus entwarf Hannah Arendt eine bis heute Gültigkeit beanspruchende Phänomenologie der Rechtlosigkeit und des Weltverlusts als Kernerfahrungen ihrer Zeit. Dr. Elisabeth Gallas, leitende wissenschaftliche Mitarbeiterin am Simon-Dubnow-Institut für jüdische Geschichte und Kultur in Leipzig, diskutiert diese Überlegungen in ihrer Bedeutung für die Betrachtung der Gegenwart. Der Vortrag richtet sich an alle. Der Eintritt ist frei.


Mittwoch 25.1.2017, 20 Uhr / Stendal-Stadtsee Kunstplatte, Adolph-Menzel-Straße 18

KRIEG. STELL DIR VOR, ER WÄRE HIER

Theaterstück nach dem Roman von Janne Teller

Stell dir vor, es ist Krieg – es regieren Angst, Kälte und Hunger in Europa. Wer kann, flieht in den Nahen Osten, wie der 14-jährige Protagonist, der aus Deutschland stammt. In einem ägyptischen Flüchtlingslager versuchen er und seine Familie, ein neues Leben zu beginnen. Arabisch lernen, Ausgrenzung und Fremdenhass. Er sehnt sich nach Hause zurück. Doch wo ist das? Das Klassenzimmerstück des Theaters der Altmark findet hier für alle bei freiem Eintritt mit anschließendem Gespräch statt.


Donnerstag 26.1.2017, 16 Uhr / Theater der Altmark Foyer, Karlstraße 6

SCHAU HIN! 

Tape-Art Event

Jugendliche und KinderStärken e.V. laden Jung und Alt zum interkulturellen Tape-Art Event ein. Mittels dieser Klebekunst können wir uns über Toleranz und unser Miteinander austauschen. Die Teilnahme ist kostenfrei.


Donnerstag 26.1.2017, 18 Uhr / Theater der Altmark Theatercafé, Karlstraße 6

DENKEN LOUNGE

Stendaler Begegnungsforum

Nach der Präsentation der Ergebnisse des Tape-Art Events sind geflüchtete und interessierte Altmärker herzlich zum gemütlichen Beisammensein eingeladen. In lockerer Atmosphäre und bei Musik können Gespräche über die Gedenk-Woche und über aktuelle Themen entstehen. Der Eintritt ist frei.


Freitag 27.1.2017, 9.30 Uhr & 11.30 Uhr / Kreismuseum Osterburg, Breite Straße 46

JÜDISCHES LEBEN IN DER ALTMARK 

 Bildvortrag von Antje Reichel, Museologin

Die Städte der Altmark haben eine jahrhundertealte jüdische Geschichte. Der Bildvortrag über das jüdische Leben in der Altmark bietet einen wissenswerten Überblick vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. Ausführlicher wird dabei die Geschichte der jüdischen Gemeinde in Osterburg beleuchtet. Der Eintritt ist kostenfrei. Der Vortrag richtet sich an Schülerinnen und Schüler ab 10. Klasse und weitere Interessierte.


Freitag 27.1.2017, 10 Uhr / Hochschule Magdeburg-Stendal Audimax, Osterburger Straße 25

AUFBRUCH IN EINE NEUE WELT

Kinderuni ab 8 Jahren mit abenteuerlicher Reise in eine eigene neue Welt

Doch was braucht diese Welt, um ein schöner Ort zum Leben zu sein? Religionsfreiheit, Meinungsfreiheit oder das Recht auf Spielen? Was ist wirklich wichtig? Der Workshop bietet den Kindern Gelegenheit, Unterschiede und Gemeinsamkeiten kennen zu lernen und  sich Vorlieben und Abneigungen bewusst zu machen. Die Teilnahme ist begrenzt und kostenfrei.


Freitag 27.1.2017, 18 Uhr / Salzwedel Hanseat, Altperverstraße 23

DIE SPRACHE BRINGT ES AN DEN TAG

Schauspieler Gero Wachholz liest aus Victor Klemperers »LTI«

1935 wurde dem Romanisten Victor Klemperer die Professur an der TH Dresden entzogen: Klemperer war Jude. In seinen Tagebüchern begann er, die Sprache der Nazis zu dokumentieren. Er überlebte und auch seine Aufzeichnungen blieben erhalten. 1947 erschien seine Untersuchung »LTI (Lingua Tertii Imperii) – Notizen eines Philologen«, aus der Christa Tornow eine Auswahl zusammengestellt hat. Der Eintritt ist frei, aber begrenzt. 


Freitag 27.1.2017, 19 Uhr / Dom Stendal Cordatussaal, Am Dom 18a und Hallstraße

EIN GANZ GEWÖHNLICHER JUDE

Intendant Alexander Netschajew liest Charles Lewinsky

Als Emanuel Goldfarb, dessen Eltern den Holocaust überlebten, eine Einladung bekommt, Hamburger Schülern Fragen zum Judentum zu beantworten, spricht er wütend in sein Diktiergerät. Aus der Begründung, warum er der Einladung nicht folgen könne, wird ein ergreifender Monolog darüber, was es heißt, Jude in Deutschland zu sein. Der Eintritt ist frei, die Plätze begrenzt.


Samstag 28.1.2017, 16.30 Uhr / Theater der Altmark Theatercafé, Karlstraße 6

BLEIBT ALLES WIE ES IST?

Ausstellungseröffnung »Die Opfer des NSU und die Aufarbeitung der Verbrechen«

Mehr als einhundert Mal wurde die Ausstellung bisher bundesweit gezeigt. Die Sozialwissenschaftlerin Birgit Mair vom Nürnberger Institut für sozialwissenschaftliche Forschung, Bildung und Beratung e.V. und die Berliner Journalistin Heike Kleffner, die über rechte Gewalt, Neonazis und die Situation von Geflüchteten publiziert, geben einen Überblick über die Entwicklungen in der Auseinandersetzung mit dem NSU-Skandal im Kontext aktueller gesellschaftspolitischer Entwicklungen. Der Eintritt ist frei.


Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen ange-hören, der extrem rechten Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende

Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.